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Lee Tai Chi und das Lee Familien System

das Wappentier der Lee Familiedas Wappentier der Lee FamilieLee Tai Chi oder auch Li Taiji wird oft nur als pures Tai Chi verstanden. Eigentlich beinhaltet es ein komplettes System an chinesischen Körper-,  Bewegungs- und Geisteskünsten

Deshalb nennen wir es das Lee Familien System.

Alle einzelnen Übungswege sind miteinander verknüpft und vernetzt. Es sind  alles erprobte Methoden zu Gesundhaltung und zur Persönlichkeitsentwicklung  und -entfaltung.

Es lohnt sich sich für den wirklich interessierten Menschen sich einen  Eindruck von der Vielfalt und Tiefe dieses Systems zu machen.

Herkunft des Lee Tai Chi

Großmeister Chee SooGroßmeister Chee SooFolgen wir den Aussagen von Großmeister Chee Soo (1919-1994), so lebte die Familie Lee bis 1934 in Weihaiwei, einem Ort, ca. 300 km östlich von Peking in der Provint Shandong gelegen. Der legendäre Begründer war Ho Hsie Lee ca 1100 v. Chr. Der  älteste Sohn der Familie, Lee Chan Kam, handelte mit Edelsteinen und siedelte um 1930 nach London um. 1933 begann er dort eine kleine Klasse in den Traditionen der Lee Familie zu unterrichten.

1934 begegnete Lee Chan Kam dem jungen Chee Soo, der im Londoner Hyde Park Ball spielte. Daraufhin kamen sie ins Gespräch und Lee Chan Kam lud Chee Soo zum Training in seine Klasse ein. Später adoptierte er ihn als Neffen. Lee Chan Kam verschwand 1953, als sein Schiff bei der Überfahrt nach China in einem Sturm sank. Damit riss der direkte Kontakt zur chinesischen Familie Lee ab. Leider konnte er bis heute nicht wieder hergestellt werden. Nach dem tragischen Unglück wurde Chee Soo gebeten als Nachfolger Lehrer und Präsident der International Taoist Society (ITS) zu werden, um die Traditionen und das Wissen der Lee Familie weiter zu geben.

Die Tochter Chee Soos, Lavinia Soo-Warr leistete einen Beitrag zum Aufinden der verloren gegangenen Wurzeln, in dem sie die Reise nach Wei Hei Wei antrat und Hinweise auf Verbindungen zum alten Wu Stil zu Li Yiyu (1832-1892) fand. Dieser lebte nachgewiesenermaßen eine Zeit lang in der Gegend von Wei Hei Wei und es gibt Ähnlichkeiten in manchen Teilen beider Stile. Man darf gespannt sein, was noch entdeckt wird.

Verbreitung

In Deutschland aber wohl auch weltweit ist der Lee-Taiji-Stil eher wenig verbreitet. Seine zahlreichsten Anhänger hat er mit Sicherheit in Groß-Britannien, es gibt auch Schulen in Frankreich und Australien. Nach Deutschland kam der Lee-Familien-Stil über Rolf Weber, der 1979 begann in Frankfurt zu unterrichten, etwa zeitgleich wie Norbert Meller in Gronau. In Deutschland findet man Unterricht hauptsächlich im Rhein-Main-Gebiet, rund um Bonn und Gronau. Diese Verteilung erklärt sich zum Teil aus der Geschichte und dem Wirken Chee Soos. Die relativ kleine Zahl der Übenden hat seinen Grund auch und vor allem durch den Umfang des Systems als solches. Es fordert viel Hingabe, Zeit und Geduld, um sich tiefergehend mit allem Erforderlichen auseinander zu setzen.

Die Qualität des Lernens wurde immer höher geachtet als eine weite Verbreitung und schnelles Wachstum. Das Unterrichten wird als ein Teil des individuellen Lernprozeßes angesehen und bleibt langjährigen Schülern vorbehalten. Meines Wissens nach gibt es keine offizielle ausgeschriebene Ausbildung zum Kursleiter. Das ist kein Weg der schnell zu einer weiten Verbreitung führt, aber mit Sicherheit ein guter und gründlicher.

Neuere Entwicklungen

1994 gab es mit dem Tod von Chee Soo eine Zäsur in der Entwicklung. Es entstanden mehrere Linien und Organisationen, die die Tradition der Lee-Familie weiter führen. Neben der ITS, deren Leitung Desmond Murray übernahm, gibt es die T.A.O. (Taoist Arts Organisation) unter der Leitung von Tony Swanson, daneben die TCCA (Taoist Chinese Cultural Arts), die East West Taoist Society (Howard Gibbon), und noch einige mehr. In den Links haben wir einige Websites für den interessierten Menschen dazu aufgeführt.

Der Lee-Stil präsentiert sich in Deutschland wie in Groß-Britannien und weltweit als ein Stil, der verschiedene Wege geht: von esoterisch-meditativen Ansätzen über Gesundheitspflege bis hin zur reinen Chinese Martial Art. Er macht damit die Entwicklung jedes Stils nach dem Tod eines charismatischen Großmeisters durch: die Entwicklung und Entfaltung von Schwerpunkten durch seine Schüler.

In Deutschland geht die Verbreitung des Tai Chi weiter voran. Die Vielfalt wächst. Längst kann man bei uns nicht nur Yang-Stil oder Peking Form lernen. Chen-, Wu-, Sun-Stil, Taijidao, Baguazhang, Hsing I, alle Arten und Formen von chinesischen Kampfkünsten und noch mehr Richtungen von Qi Gong Systemen werden angeboten. Für den einzelnen Anfänger ist es kaum noch nachzuvollziehen, woher manche Lehrer ihre Qualifikationen erhalten haben.

Die Qualitätssicherung, der Erfahrungsaustausch und der Wunsch zur Weiterentwicklung führten 2004 zur Gründung des Deutschen Dachverbandes Taijiquan und Qigong (DDQT). Er soll Wildwuchs in den Ausbildungen und dem Selbsternennen von Lehrern Einhalt gebieten. Erinnern wir uns: es gibt keine staatlich anerkannte Ausbildung zum Tai Chi - oder Qi Gong - Lehrer.

Seit 2004 sind Tai Chi und Qi Gong auch im Sozialgesetzbuch nach SGB V anerkannte wirksame Methoden der gesundheitlichen Primärprävention. Kurse werden darum derzeit bei den gesetzlichen Krankenkassen finanziell unterstützt. Voraussetzung ist die Anerkennung des Kursleiters oder der Kursleiterin als qualifiziert im gesetzlichen Sinne.

Das Jahr 2008 brachte mit der Olympiade in Peking und der Massendarbietung von Tai Chi bei den Eröffnungsfeierlichkeiten auch wieder die Diskussion und Strömungen in der Tai Chi Szene zum Vorschein, Tai Chi als Wettkampfsport und als olympische Disziplin zu etablieren. Seit Jahren wurde deshalb schon die sogenannte 42er Wettkampfform entwickelt, die es endlich ermöglichen sollte, stilübergreifend Wettkämpfe auszutragen. Das ist eine Entwicklung, die unserem Verständnis von Tai Chi zuwiderläuft. Realistischerweise wird es aber immer Menschen geben, die Medaillen gewinnen wollen.Und vergessen wir nicht, dass diese Entwicklung nicht nur mit Ruhm sondern auch mit den Großen Geld verknüpft ist.

All diese Entwicklungen spiegeln sich auch im Lee Stil wieder. Sie gehen einher mit mehr oder weniger vehement vorgetragenen Alleinvertretungsansprüchen auf das einzig wahre und richtige Tai Chi. Wir persönlich sehnen und wünschen uns die Zeit herbei, wo ein fruchtbarer Austausch zwischen den einzelnen Personen und Organisationen möglich wird.

Und diese Zeit wird ohne Zweifel kommen.